Ko-Existenz und Mit-Sein in Arbeiten von Hans-Peter Stark
Die Topoi der Bilder von Hans-Peter Stark sind Chiffren aus interagierenden Farbmaterialitäten und -atmosphären. Sie spannen eine Matrix auf, die nicht nur ein Bild, sondern eine syntaktische Bildlichkeit zeigt: Stark untersucht das Zusammenwirken von Farbe, ihrer Oberflächenbeschaffenheit, Stofflichkeit und Verortung im Bildraum.
Hans-Peter Stark interessiert unsere Wahrnehmung der Welt durch den digitalen Filter: Mit Kamera und Handy ist er in der Stadt unterwegs, sichtet Menschen in Räumen und Landschaften, in denen sie sich bewegen und Spuren hinterlassen. Der Maler auf der Suche nach bildnerischen Elementen findet seine Motive ebenso in Zeitschriften, Comics und Internet, verwendet ornamentale Versatzstücke und Schrift. Im Rechner unterzieht er alle Elemente einer mehrstufigen Bearbeitung, legt Hell- und Dunkelwerte fest, verzerrt Räume und Formen, verzahnt sie miteinander. Seine Bilder sind ohne digitale Interpretation und Technik nicht möglich.
Im malerischen Prozess wird eine Auffächerung in farbliche und strukturelle Schichten vorgenommen, die Stadien des entstehenden und vergehenden Bildes sichtbar machen. Ungrundierte Flächen stehen neben gesprayten und gemalten Bereichen, teilweise werden Schraffuren mit direkt aus der Tube aufgetragenen Farbspuren gesetzt, zwischen denen die Untermalung sichtbar bleibt. Körper und Gegenstände, oft mithilfe von Schablonen gemalt und gesprayt, bekommen unscharfe Umrisse, wirken transparent, in Auflösung begriffen, gleichzeitig aber scheinen sie ihre feste Form gerade erst herauszubilden.
Hans-Peter Stark setzt Zustände zwischen Entstehen und Vergehen, Erscheinen und Entschwinden ins Bild. Wirklichkeit ist ein kontinuierlicher Prozess, in dem verschiedene Körper oder Entitäten, Subjekte wie Objekte, ständig in neue und wechselnde Relation zueinander treten. Für Stark sind Ereignisse sowie der Austausch und die Beziehung zwischen Menschen und Dingen an Orten primär. Erst in den Verbindungen, die sich ereignen, dem wechselseitigen Aufeinanderbezogensein, entstehen und reproduzieren sich malerische Entitäten.
Die Ko-Existenz, das Mit-Sein und das Ungewisse dieser Relationen spiegeln sich in Starks Bildern wider.
Georg Herzberg
Vita / CV
1971 geboren in Stuttgart
Studium an der Kunsthochschule Mainz
2004 Abschluss als Meisterschüler
2013, 2014 Lehraufträge für Malerei an der Kunsthochschule Mainz
Preise / Stipendien / Arbeitsaufenthalte
2016 Arbeitsstipendium im Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop, mit Tobias Falberg / Lyrik
2011 Arbeitsaufenthalt in der Villa Concordia, Bamberg, mit Tobias Falberg / Lyrik
2010 Arbeitsstipendium im Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
2002 Salzburg - Stipendium der Stadt Mainz
2001 Preisträger beim Bosch WORKART Förderpreis
1998 Rom, DAAD-Stipendium
1996 Arbeitsaufenthalt in New York City; dort Gitarrist der deutsch-amerikanischen Band The Merry Pranksters
Werke in öffentlichen Sammlungen
Regierungspräsidium / Staatsgalerie Stuttgart
Staatsgalerie Stuttgart, Grafische Sammlung
Kölnisches Stadtmuseum Artothek
Galerie der Stadt Fellbach
Kunstsammlungen der Stadt Mainz
SØR Rusche Sammlung, Bielefeld
Einzelausstellungen (Auswahl)
2022
New York Graffiti, Brigitte March International Contemporary Art, Stuttgart
2020
Innenräume, Museum Schlösschen im Hofgarten, Wertheim
Turning Points, Kunstwerkberlin, Berlin
2019
Floating Desires, Kunstwerkberlin, Berlin
2016
Zungenschlagsonne, Villa Ichon, Bremen (mit Tobias Falberg)
2015
Out Of A Wall, Kunstverein Erlangen
Tramping Songs, Galerie Greulich, Frankfurt / Main
2013
The Real Star, Galerie Greulich, Frankfurt / Main
Ins Innere der Dünung, Kunstverein Neustadt a.d.W.
2012
Die Membran rotiert, Galerie Greulich, Frankfurt/Main
2011
Hundertvierzig Quintillionen Grad, Alte Schmiede Kunstverein, Wien (mit Tobias Falberg)
Mitunter rosa Atemluft, Galeriehaus Nord, Nürnberg
2010
Fluency Is Compilation, Galerie Greulich, Frankfurt/Main
2009
Swings Like A Dog’s Tail Wagging, Galerie Greulich, Frankfurt / Main (Katalog)
2007
The Tune Of Gathering, Galerie Greulich, Frankfurt / Main
2006
Organize A Movement, Galerie Greulich, Frankfurt / Main
Colour Dis Play, Kunstverein Worms
Helden des Alltags, Kunstverein Germersheim (Katalog)
Like A Brilliant Life, Kunstverein Schwetzingen (Katalog)
2005
Desperado-Colorado, Galerie Greulich, Frankfurt / Main
2003
wHaT‘s wRoNg?, Galerie starsonstripes.com, Hamburg
2002
Malerei, Brigitte March Galerie, Stuttgart (mit Sabine Pfeiffer)
2001
u gOt mY NuMbeR..., Brigitte March Galerie, Stuttgart
Galerie der Stadt Fellbach
2000
u gOOd iF u cO@L..., Brigitte March Galerie, Stuttgart
1999
Premiere, Brigitte March Galerie, Stuttgart
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2024
Layer Cake, Axel Obiger, Berlin (mit Liz Dawson, Andrea J. Grote, Vivian Eckstein und Hans-Peter Stark)
Anonyme Zeichner, Kunstraum Kreuzberg / Bethanien
Obsolet, Galerie M, Berlin
STRouX 24, Berlin
2023
Turning Your Orbit Around – Malerei und ihr Gravitationsfeld, KASKO, Basel
2021
Pink-Panik, Kunstverein Neukölln, Berlin
2019
New York Meets Berlin 2019, Kunstwerkberlin, Berlin
2018
Kunsthalle Feldbach (AT)
100, Galerie Axel Obiger, Berlin
2017
125 Jahre Künstlerkolonie Ahrenshoop, Landesvertretung MV beim Bund, Berlin
Autogene Wolken, Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
Portrait des Galeristen, Galerie Axel Obiger, Berlin
2016
Galeriehaus Nord, Nürnberg
Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
2014
Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen (9), Kunstverein Fam. Montez, Frankfurt/M.
Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen (8), Kunstwerk Köln
2013
Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen (7), Muggenhofer Straße, Nürnberg
Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen (6), Museum Lytke, Leipzig
Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen (5), MyVisit.to – Berlin / Shift Berlin
Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen (4), POLY, Karlsruhe
2011
Galeriehaus Nord, Nürnberg
2010
Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
2009
Menschenbilder 1620 / 2009, Museum Abtei Liesborn
2008
Fieber tief in den Taschen, Schloß Waldthausen, Mainz (Katalog)
Kunstpreis des Landkreises Trier-Saarburg, Europäische Kunstakademie Trier (Katalog)
2005
Bologna Flash Art Show, Ermanno Tedeschi Gallery, Turin
Milano Flash Art Show, Ermanno Tedeschi Gallery, Turin
2002
Kunstverein Mainz (Salzburgstipendium)
What about Hegel (and you)?, Brigitte March Galerie, Stuttgart (Katalog)
2001
Bosch Förderpreis WORKART, Flughafen Stuttgart (Katalog)